Wir nehmen heute hier Abschied von Traude Engelmann –
Ehefrau, Tante, Freundin und Schriftstellerin
und ganz sicher noch so vieles mehr.

Unerwartet ist Traude von uns gegangen, was den Abschied besonders schwer macht.

Gemeinsam gilt es nun die Zeit der Trauer zu bewältigen und neben dem Zulassen der Trauer
auch auf die schönen Momente, auf ein sehr erfolgreiches Leben zurückzublicken.

Ich selbst bin kein Trauerredner – ich kenne Traude Engelmann unter anderem als Lektor
ihrer Krimikurzgeschichten, vom Krimistammtisch und als Moderator.

Und auf den Tag genau vor acht Jahren, am 26. Oktober 2015, saß Traude zum zweiten Mal auf der Bühne des durstigen Pegasus in der Moritzbastei, als sie ihr Buch „Ostpoker“ vorstellte und ich sie moderieren durfte.

Ein Jahr später im Oktober 2016 fotografierte ich Traude in ihrem Wohnzimmer und dann etwas abenteuerlicher auf der Terrasse von Traude und Lutz mit dem Uniriesen und der Peterskirche im Hintergrund.

Traude Engelmann war eine gebürtige Leipzigerin und verbrachte die Nachkriegskindheit mit ihrem älteren Bruder in der Ostvorstadt.

Damit war sie übrigens als Kind nur wenige hundert Meter von ihrem späteren Mann entfernt. Doch getroffen haben sie sich damals noch nicht, gingen sie doch auch auf unterschiedliche Schulen.

Traude ist gerne zur Schule gegangen, sie hatte viele sehr gute Noten, bekam die eine oder andere Auszeichnung und hat bei Schulaufführungen aktive Rollen innegehabt. Eine nicht unbedeutende Ausnahme davon erwähne ich an späterer Stelle.

Nach der Schule machte Traude eine Lehre als Bibliothekarin, studierte dann Pädagogik und Journalistik. Mit diesem Studium ausgerüstet arbeitete Traude als Redakteurin bei der Leipziger Volkszeitung und bei mehreren Fachzeitschriften, darunter das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. So hatte sie die Gelegenheit Interviews mit international bekannten Schriftstellern wie Peter Härtling, Bohumil Hrabal (Tscheche), Arno Reinfrank oder Jannis Ritsos (Grieche) zu führen.

Eine berufliche Station in ihrem Leben war auch die als Pressesprecherin der Technischen Gebäudeausrüstung Leipzig – ein Betrieb mit immerhin 16.500 Mitarbeitern.

1986 heiratete sie ihren Mann Lutz – es war für beide die zweite Ehe.

Lutz und Traude haben sich stets ergänzt und waren sich besonders nahe. Beide haben gelebt und gefeiert, waren immer mitten im Leben und im Weltgeschehen, doch nie fernab der Welt.

Davon zeugen die vielen Urlaubsreisen, bei denen beide Land und Leute kennenlernten z. B. in Frankreich und Portugal mit dem Auto, im Riesengebirge, auf einer Donauschifffahrt inklusive eleganter Hüte oder bis hin nahe der verbotenen Stadt in China.

Traude wanderte sehr gerne und das nicht nur in der Ferne, sondern auch in der näheren Umgebung und im Blockhaus im Wildpark waren beide, Traude und Lutz, Stammgäste.

Nach einem Schlaganfall vor ein paar Jahren war es nach der Genesung Traudes Credo, das Leben zu genießen und so gab es auch bei dem einen oder anderen Ausflug das Gläschen Sekt, um den schönen Moment zu verfeinern.

Vieles war noch geplant, so zum Beispiel, Leipzig vom Wasser aus mit einem Schlauchboot zu erkunden.

Traude war eine „sehr intelligente und schöne Frau, das hat sie ausgezeichnet und das hat sie einzigartig gemacht“, bemerkte vor wenigen Tagen eine gute Freundin der Familie. Eine Aussage, die jeder, der Traude kannte, sicher so unterschreiben kann.

Musik

Neben dem Zusammensein mit ihrem Mann, war Traudes Passion, ihre Leidenschaft, das Schreiben.

Wie Traude zum Schreiben kam, kann man auf Ihrer Website nachlesen und gern möchte ich hier Traude an dieser Stelle zitieren:

Mein Hang, Geschichten zu schreiben, ist ein Auswuchs meiner Schwatzhaftigkeit. Die hat mir nämlich auf dem Zensurenblatt so mancher entnervte Lehrer heimgezahlt. Da ich damit auch bei meinen Eltern mehr Kritik als Gegenliebe erntete, ging ich ins innere Exil. In den langweiligsten Unterrichtsstunden – die ich vor allem im Fach Chemie über mich ergehen lassen musste – brachte ich Selbsterdachtes zu Papier. Damit verwandelte ich zwar trockene Formeln in spannende Abenteuer, aber entnervte Lehrer nicht in zufriedene. Auch nicht in nachsichtige. Als ich in einer schriftlichen Leistungskontrolle über ein ansonsten leeres Blatt das geflügelte Pferd galoppieren ließ, platzte die chemische Bombe.

Resultat: eine Fünf und ein Verweis.

Daraus zog ich die Lehre, dass Geschichten zu schreiben strafbar ist.

Aber unterhaltsam.

Glücklicherweise gelang es Traude Engelmann aus dem Schreiben keine strafbare, sondern eine erfolgreiche Handlung zu machen. Dabei half ihr eine besondere Eigenschaft: Traude konnte auf Menschen zugehen und hatte die Gabe mit diesen in eine Beziehung zu treten, sodass sie darüber schreiben konnte. Mithilfe von zahlreichen Interviews nahm sie die Geschichten auf und verwandelte diese in Bücher, die übrigens alle Protagonistinnen haben.

Wenn man sich „Das ukrainische Amulett“ welches 2014 erschien, anschaut, weiß man, mit welcher Disziplin und Hingabe, mit welchem absoluten Interesse sich Traude Engelmann mit einem Menschen, mit einer Geschichte auseinandergesetzt hat, wie sie es auch schon zuvor in ihren anderen Büchern bewiesen hat.

Ab 1993 war Traude freischaffend – doch nicht nur schreibend mit Belletristik und journalistischen Texten, sondern auch als Mitarbeiterin im Sachverständigenbüro ihres Mannes, wo sie den gesamten Schriftverkehr managte. Und so, wie sie dort ihren Mann Lutz unterstützte, unterstützte er sie wiederum in ihrer Arbeit als Schriftstellerin, er managte die Werbung und den Verkauf ihrer Bücher.

Traude hatte die kreativen Ideen, die Lutz umsetzte. Dabei war auch er durchaus kreativ, wenn es zum Beispiel um die Umsetzung der Flyer zu Traudes Büchern ging oder die Lesezeichen, die Sie heute sehen. Die Zeichnung, die Traude so skizzenhaft aber überaus prägnant darstellt, stammt übrigens von Ralf Alex Fichtner entstanden im Oktober 2013.

Traudes Drang zu schreiben, wurde leider durch ihren Schlaganfall gestoppt. Nach diesem war die linke Hand gehandicapt und das gewohnte Schreiben funktionierte nicht mehr, auch wenn die Ideen keineswegs ausgingen.

Lesungen gab es aber weiterhin mit Traude. Eine ihrer letzten Lesungen war tatsächlich hier in diesem Raum, der Westkapelle des Südfriedhofes, zu den 13. Ostdeutschen Krimitagen 2018.

So nah sind sich oftmals die Kunst, das Leben und der Tod.

Traude Engelmann lebt in ihren Geschichten, in ihren Romanen weiter. Und mit ihren Texten, aber besonders auch mit ihrem Lachen, ihrer Begeisterung und Lebenslust soll sie uns in Erinnerung bleiben.

Bevor wir gleich nach draußen gehen, möchte ich Sie herzlich im Namen von Lutz Engelmann in das Café Grundmann in der Südvorstadt im Anschluss an die Beisetzung einladen. Lassen Sie uns dort gemeinsam auf die schönen Zeiten, auf die Erfolge und ein gelungenes Leben Traudes zurückblicken.

Elia van Scirouvsky

Rede von Geli